Travel Guide Antwerpen – Der perfekte Kurzurlaub

Antwerpen gehört zu den Städten, die manche erst auf der Landkarte suchen müssen. Doch hinter dem unscheinbaren Namen verbirgt sich eine faszinierende Hafenstadt. Antwerpen ist ein Geheimtipp und das perfekte Reiseziel für einen Wochenend-Trip nach Belgien.

Antwerpen_Kai
Nach längerer Pause hatte ich endlich wieder die Gelegenheit, meine Reiselust auszuleben. Dieses Mal ging es mit zwei Freundinnen über ein langes Wochenende in die belgische Hafenstadt Antwerpen.

Für An- und Abreise hatten wir einen Mietwagen gebucht. Was im ersten Moment nicht nach einer Low-Budget-Lösung klingt, von Hamburg aber tatsächlich die schnellste und günstigste Option war. Übernachtet haben wir in einer schnuckeligen Airbnb-Unterkunft, die trotz zentraler Lage sehr preiswert war und sehr engagierte Gastgeber hatte.

Nach meinem Brüssel-Trip 2015 freute ich mich besonders auf meine damaligen kulinarischen Highlights: Fritten, Waffeln, Schokolade und Bier. Antwerpen spricht außerdem noch alle an, die nach Marilyn Monroes Motto leben: „Diamonds are a girl’s best friend.“

Auf Diamantenjagd in Antwerpen

Heute ist Antwerpen eine verträumte Hafenstadt mit 500.000 Einwohnern, aber im 15. und 16. Jahrhundert galt sie als wichtiges Handelszentrum für Diamanten. Damit das auch keiner vergisst, werden Reisende schon in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs mit glitzerndem Schmuck empfangen.

Wenn ihr euch schon immer eine goldene Pimp-Kette mit Kreuz- oder Revolver-Motiv gönnen wolltet oder einen glitzernden Brillant-Ring für knappe 16.000 Euro: Here you go. Für uns blieb es im Diamantenviertel bei Window-Shopping. Aber das machte nichts, denn in der Altstadt von Antwerpen wurden wir bei dem hippen Vintage-Store Think Twice fündig.

Antwerpens Altstadt: Rubens, Kirchen und Schlösser

Dank seiner reichen Vergangenheit hat Antwerpen Architektur Einiges zu bieten. Das merkten wir schon am Hauptbahnhof, der auch den Beinamen ‚Eisenbahnkathedrale‘ trägt.

Antwerpen Centraal

Was aussieht wie ein vergessenes Szenenbild aus einem Harry Potter-Film ist aber tatsächlich nur eine von vielen beeindruckenden Bauwerken in Antwerpen. Nicht zu übersehen ist außerdem die imposante Liebfrauenkathedrale, die sich dank ihrer Größe auf nahezu auf jedes Panorama-Foto der Stadt schmuggelt. Eine Besichtigung empfiehlt sich allerdings nicht unbedingt, denn die kostet 6 Euro Eintritt.

Kunst- und Kulturliebhaber kommen in der historischen Altstadt von Antwerpen ganz auf ihre Kosten, denn vom Spätmittelalter bis Jugendstil ist dort alles vertreten. Außerdem kann man in manchen Hinterhöfen auf Überraschungen wie die Kunstgalerie De Zwarte Panter stoßen. Für die restlichen Reisenden bleibt es bei „Oh!“ und „Ah!“ und hinreißenden Foto-Motiven.

Als Wahl-Hamburgerinnen lockte es uns aber schon bald zwischen den schmalen Häuern hervor ans Wasser. Wer kann es uns verübeln: Antwerpen hat den zweitgrößten Hafen Europas.Antwerpen Schelde-Gruppe

[infobox]Der Name Antwerpen bedeutet wörtlich übrigens „Hand werfen“. Angeblich geht das auf eine Sage zurück: Antwerpen wurde einst von einem Riesen bedroht und durch den Helden Silvius Brabo befreit. Die abgehackte Riesen-Hand warf er anschließen in die Schelde. Neben dem ungewöhnlichen Namen erinnern an diese Geschichte in Antwerpen viele große Hand-Skulpturen. [/infobox]

Die Schelde verbindet die Stadt auf direktem Weg mit der Nordsee, das konnten wir stellenweise  tatsächlich an der salzigen Luft erschnuppern. Am frühen Abend war die Aussicht vom Flussufer einfach atemberaubend.

Museum aan de Stroom und Het Steen

Zu einer richtigen Stadtbesichtigung gehört für mich auch der Blick von einem hohen Turm oder Aussichtspunkt, um mein Reiseziel einmal „im Ganzen“ zu sehen. Als Low-Budget-Reisende suche ich gleichzeitig nach kostenlosen Möglichkeiten. Zum Glück hatten wir vorab von einem absoluten Top-Spot für einen Blick über Antwerpen erfahren: Das Museum aan de Strom, kurz MAS.

Wenn ihr wie wir die Aussicht vom Plateu-Dach des MAS genießen wollt, bringen euch Rolltreppen  bequem und kostenlos bis ganz nach oben. Dort könnt ihr nach Herzenslust Fotos knipsen, denn man sieht einfach alles: Industrie, Hafen und historische Gebäude Antwerpen, die scheinbar nahtlos ineinander übergehen. Bei unserem Rundgang auf dem Dach brachte uns der Blick auf die Schelde auf die Idee, noch die andere Uferseite zu erkunden. Dorthin führte eine weitere Sehenswürdigkeit gab: Den Sint-Annatunnel

Auf dem Weg zu unserem neuen Ziel kamen wir aber noch an der mittelalterlichen Burg Het Steen vorbei. Sie lockte uns durch ihre Fotogenität an, entpuppte sich dann aber leider nur als schöne Kulisse, denn besichtigen konnten wir sie nicht. Het Steen ist das älteste erhaltene Gebäude in Antwerpen und wird mir besonders wegen dem etwas einfallslosen Namen in Erinnerung bleiben, der übersetzt einfach nur „Der Stein“ heißt.

Antwerpen het steen

Uferwechsel: Der Sint-Annatunnel

Etwas weiter flussabwärts verläuft unterhalb der Schelde der Sint-Annatunnel. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Abstecher gemacht haben, denn er hat sich wirklich gelohnt. Um auf die andere Seite zu gelangen, fährt man zu nächst mit Holz-Rolltreppen bis ganz nach unten. Von dort können Abenteuerlustige entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf die andere Seite gelangen.

Auf der anderen Seite des Sint-Annatunnels boten sich uns gleich zwei Überraschungen: Ein wunderschöner Ausblick auf die Skyline von Antwerpen und ganz viel Grün. Das war eine angenehme Abwechslung zur verwinkelten Altstadt.

Panorama_Antwerpen

Würde ich in Antwerpen wohnen, würde ich hier meine freien Nachmittage verbringen. Als Städte-Touries zog es uns aber schon bald wieder auf die andere Seite der Schelde, denn – kaum zu glauben doch wahr – wir hatten Hunger.

Belgisches Essen: Fritten, Schokolade & Bier

Alle Ernährungs-Weisheiten sollte man bei einem Belgien-Urlaub gepflegt über Bord werfen, sonst macht es keinen Spaß. Ich kenne kein anderes Land, das mit so vielen köstlichen Kalorien-Bomben besticht. Noch dazu wurde uns alle zehn Meter von einer munteren Aufschrift signalisiert, dass es völlig ok sei, dem Weg ins Schlaraffenland traumtänzerisch nachzufolgen.

Doch diese Strategie-Losigkeit hatte einen entschiedenen Nachteil: Es gab nur eine geringe Schnittmenge an Dingen, die ich gerne probieren wollte und tatsächlich verdrücken konnte. Nachdem ich den Tag mit Würstchen im Schlafrock begonnen hatte (zum ersten Mal seit meiner Kindheit!) und Pommes mit Spezialsoße zum Mittag weitergemacht hatte (musste einfach sein), kam ich nachmittags in eine schwere Krise, als Schokolade, Eis und Waffeln Zuwendung forderten. Die Bier-Auswahl stellte uns vor das gleiche Problem, denn Kultkneipen Bier Central oder Ableger des Brüsseler Delirium Cafés versprachen über 300 verschiedenen Biersorten.

Auf meinem Instagram-Account habe ich einige meiner letztendlichen Food-Choises gepostet. Für meinen nächsten Belgien-Besuch werde ich aber im Vorfeld eine nach Priorität geordnete Food-Liste erstellen!

Antwerpen Frituur No1

Aus dem Antwerpen-Dilemma halfen uns im Endeffekt ein Besuch bei der Pralinen-Kette Leonidas und ein Abstecher in den Supermarkt, wo wir uns mit Waffeln und Bier-Souvenirs eindeckten. Ein weiterer Low-Budget-Tipp, denn im Supermarkt haben wir die gleichen Biere gefunden wie in den sogenannten Spezialgeschäften – zum halben Preis.

Abschließende Antwerpen-Tipps…

In drei Tagen konnten wir die Stadt recht gut kennen lernen, aber es hätte noch viel zu entdecken gegeben. Zum Beispiel haben wir nur einen kurzen Einblick in die belgische Comic-Welt werfen können. Außerdem soll es ein Diamanten- und ein Rubens-Museum geben, wenn ihr noch mehr in die kulturelle Vergangenheit der Stadt eintauchen wollt. Auch das schmucke Viertel Zurenborg lohnt sich dafür bestimmt.

Alles in allem bin ich aber sehr zufrieden mit dem, was wir gesehen haben. Wenn euch Hafenstädte, Vintage-Shopping und verschlungene Gassen faszinieren, seid ihr hier richtig. Natürlich auch, wenn ihr belgisches Essen und Bier so liebt wie ich.

Habt ihr vielleicht weitere Belgien-Tipps für mich oder Fragen zu Antwerpen? Dann hinterlasst doch einen Kommentar.

Bis zum nächsten Mal,

euer Pilzli